Dirndl ändern

Dirndl ändern

Für den perfekten Sitz im Lieblingsdesign

Ursprünglich war das Dirndl ein Festkleid für Damen, das sie ein Leben lang zu besonderen Anlässen trugen. Wie damals verändert sich jedoch die Passform auch in modernen Zeiten. Änderungen lassen sich mit den folgenden Tipps selbst und einfach umsetzen.

Vorbereitungen – Vermessung und Anpassung des Dirndls

Tragen Sie beim Vermessen nur dünne Dirndl- oder normale Leibwäsche. Stehen Sie entspannt und aufrecht, aber nicht gestreckt. So nehmen Sie die Maße anschließend für Anpassungen:

  • Schulterbreite: Messen Sie beide Seiten vom Hals bis Ende der Oberarmkugel.
  • Rumpflänge von Schulter bis Taille (Taillenlänge): Messen Sie in der vorderen und hinteren Körpermitte, vom Übergang Hals zu Schulter bis Bauchnabel.
  • Oberarmweite: Messen Sie mit hängenden Armen, an der dicksten Stelle des Bizeps.
  • Brusttiefe und Brustweite: Vermessen Sie die Brusttiefe vom Halsansatz bis zur Brustspitze und die Brustweite von rechter bis linker Achselhöhle, an der stärksten Bruststelle.
  • Taillenumfang: Messen Sie an der schmalsten Stelle des Rumpfes, ungefähr auf Bauchnabel-Höhe.
  • Hüftumfang: Finden Sie die stärkste Stelle über oder auf dem Popo. Messen Sie einmal waagerecht ringsum wie bei der Taillenvermessung.
  • Rocklänge: Messen Sie für ein Mini-Dirndl bis eine Handbreit oberhalb des Knies, für Midi bis unter der Kniescheibe und für ein langes Dirndl bis zum oberen Ende der Fußknöchel.

Änderungen am Oberteil

Endet das Oberteil zu hoch über der Taille, fühlt sich das unbequem an, über der Hüfte wie geborgt. Anpassungen sind mit diesen Methoden möglich:

Kürzen oder Verlängern

Vermessen Sie zum Kürzen Ihre neue Taillentiefe. Zeichnen Sie auf dem Oberteil die neue Passform mit Schneiderkreide ringsum auf. Bügeln Sie die neue, vorgesehene Nahtstelle auf Oberteil und Rock und heften vor dem Zusammennähen beide Teile mit ca. zwei Zentimetern Nahtzugabe an der Bügelfalte zusammen. Beachten Sie dabei den den Faltenwurf am Rock-Vorderteil.

Zum Verlängern benötigen Sie einen Stoffstreifen in gleicher Farbe und gleichem Material. Möglich ist es auch, Kontraste zu setzen, zum Beispiel mit einem gleichfarbigen Seidenstreifen zu mattem Leinen oder umgekehrt. Zeichnen Sie die nötige Verlängerung am besten auf einen Papierstreifen und schneiden das Verlängerungsstück nach dieser Schablone zu. Probieren Sie das Dirndl noch einmal an. Jetzt können Sie die Verlängerung oben und unten mit den Ursprungsteilen in feinen Stichen vernähen.

Anpassen von Ärmeln oder Ausschnitt

Sind die Ärmel am Ärmelabschluss zu weit, trennen Sie die Naht vom Saum bis zur Achselhöhle auf und vernähen sie mit den neu abgemessenen Proportionen etwas enger. Sind Ihre Oberarme weiter geworden, können Sie die Naht auftrennen, neu versäumen und mehr Weite durch Ösen oder Schleifen zugeben. Für eine vernähte Erweiterung benötigen Sie Stoff der gleichen Farbe. Setzen Sie einen Keil plus 2,5 cm Nahtzugabe, beginnend schmal von der Achselhöhle bis zur weitesten Stelle am Ärmelabschluss.

Um den Ausschnitt am Dirndl anzupassen (falls das Dirndl zu eng an der Brust ist), sind das Versetzen von Knöpfen, der Austausch gegen Ösen oder das Umarbeiten für eine Schnürung ideal. Die Anpassung des Ausschnitts vom V zum Herzausschnitt oder vom geraden zum Balkonett-Ausschnitt übernehmen besser Änderungsschneidereien. Die Schnürung entspricht übrigens der Ursprungsform der Festdirndl, die dann ein Leben lang der jugendlichen und später fraulichen Figur angepasst werden konnten.

Änderungen am Rock

Änderungen am Rock des Dirndls sind einfacher, müssen aber für die perfekte Passform ebenfalls akkurat umgesetzt werden. Gehen Sie dafür am besten so vor:

Kürzen oder Verlängern

Das Dirndl kürzen um wenige Zentimeter ist einfach. Trennen Sie einfach den Saum auf und nähen ihn mit der Saumzugabe von 2,5 cm nach oben um. Soll aus dem langen ein mittellanges oder kurzes Dirndl werden, schneiden Sie entsprechend viel Stoff ab. Am besten heben Sie die übrigen Streifen auf, um spätere Änderungen an anderen Teilen des gleichen Gewebes in gleicher Farbe vornehmen zu können.

Verlängern Sie den Rock ebenfalls entweder mit Stoffen in gleicher Farbe und gleichem Material oder mit Kontrasten, die am besten zur Dirndlschürze passen. Stimmig wirken eine angenähte Volant oder ein Seidenstreifen, der den Rockfalten folgt. Bei manchen Dirndln ist so viel Stoff im Saum vernäht, dass eine Verlängerung um wenige Zentimeter durch Auftrennen und schmaler Umnähen genügt.

Schnitt oder Weite anpassen

Der Rockschnitt lässt sich durch Einlassen eines Stoffstücks in beiden Seitennähten gut erweitern. Teilen Sie die gewünschte Erweiterung durch zwei und nähen jeweils das halbe Maß mit dem neuen Stoff an beiden Seiten an. Falls Sie künftig wieder eine engere Form haben möchten, können Sie beim Weiten etwas mehr Stoff zugeben und unauffällig unter dem Saum vernähen. Soll der Rock weniger glockig werden, nehmen Sie ebenfalls Weite an den Seitennähten weg. Achten Sie durch Zwischenanprobe darauf, dass die Rockfalten anschließend immer noch weich und in gleicher Richtung nach unten fallen.

Veränderungen an Accessoires

Manchmal entspricht das Dirndl nach einer Weile nicht mehr Ihrem jetzigen Geschmack oder aktuellen Modetrends. Jetzt können Sie Accessoires mit diesen Methoden ergänzen:

Austausch von Knöpfen oder Bändern

Knöpfe am Oberteil des Dirndls können Sie auftrennen und an gleicher Stelle gegen andere austauschen. Oder Sie bevorzugen künftig Ösen, um die Oberweite noch körperbetonter einzustellen. Übernähen Sie zunächst die vorherige Position von Knöpfen und Knopflöchern mit glattem Stoffband oder Schmuckband. Setzen Sie nun um mindestens drei Zentimeter nach außen auf jeder Seite Ösen in gewünschtem Abstand und Anzahl. Jetzt haben Sie statt eines geknöpften ein geschnürtes Dirndl. Bänder wegnehmen, sollte besser eine Änderungsschneiderei übernehmen. Bänder ergänzen ist möglich, indem Sie diese als Schmuckstreifen um den Brustausschnitt nähen oder beliebig als Schleifen drapieren.

Hinzufügen von Schmuck oder Applikationen

Pailletten lassen sich zu dekorativen Traditionsmotiven wie Bergspitzen, Blüten oder anderen Motiven aufnähen. Zeichnen Sie dazu mit Schneiderkreide das Motiv auf den Stoff und wählen zum Aufnähen einen möglichst dünnen, gleichfarbigen Nähfaden. Ebenso können Sie für die Änderung Perlen befestigen oder Applikationen an vorher aufgezeichneten Stellen festnähen.

Leicht gelingt das Hinzufügen von Bügelapplikationen. Bügeln Sie nur Applikationen auf, die gleiche Bügeltemperaturen wie das Dirndl vertragen. Legen Sie außerdem ein Leinentuch über die Bügelstelle, um Verziehen und Stoffschäden zu vermeiden.

Design individuellen Vorlieben anpassen

Außer schick ist ein Dirndl auch praktisch, zum Beispiel mit diesen Anpassungen:

Rocktasche zum Dirndl hinzufügen

Für eine oder zwei Rocktaschen schneiden Sie einfach zwei passende Stoffstücke in gewünschter Größe fest und vernähen sie an zwei von drei oder drei von vier Seiten. Trennen Sie die Rocknaht in gewünschter Höhe und Länge auf und nähen die offenen Taschenseiten mit Saumzugabe (zwei bis 2,5 cm) ein.

Paspel dem Dirndl hinzufügen

Paspeln sind ideal, um vorheriges Enger machen zu verstecken. Dafür schließen Sie die neu gesetzte Naht nicht einfach, sondern stecken ein Band in Kontrastfarbe darüber fest. Beim anschließenden Vernähen hebt sich die Paspel dreidimensional, aber dezent von den Seitennähten des Rocks, des Oberteils oder der Schultern hervor. Die vorherige Änderung ist so nicht mehr als Anpassung zu erkennen.

Häufige Fehler bei Änderungen am Dirndl vermeiden

  • Falsche Körperhaltung beim Vermessen: Statt sich beim Vermessen zu verrenken, lassen Sie sich besser von einer zweiten Person vermessen. Stehen Sie gerade, aber nicht gestreckt und in entspannter Muskelhaltung.
  • Falsche Zusammenstellung von Stoffen: Spätestens beim Waschen nach der Anpassung können sich Stoffe unschön verziehen, wenn sie nicht die gleichen Waschtemperaturen vertragen. Manche Gewebe weiten sich auch, während andere formstabil bleiben.
  • Falscher Näh- oder Stickfaden: Ein besonders ärgerliches und häufiges Problem sind Nähfäden, die sich nach dem Waschen zusammenziehen. Auch färbende Nähgarne oder Stickfäden können das schönste Dirndl durch Farbauslaufen unansehnlich machen.

Fazit

Jedes Dirndl lässt sich mit Sorgfalt und kreativen Ideen in Passform und Design anpassen. Viele Änderungen sind auch bei wenig Näherfahrung sinnvoll. Andere sollten Sie einer mit Trachtenmode erfahrenen Änderungsschneiderei für das perfekte Ergebnis überlassen.

Foto: Depositphotos.com @ franky242

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