In der heutigen Zeit erleben althergebrachte Kleidungsstücke eine Renaissance, die schon von den eigenen Vorfahren getragen wurden. Dazu gehört im Süden von Deutschland die traditionelle Tracht, welche mittlerweile mit der stylischen Landhausmode eine Ergänzung gefunden hat. Die beiden Kleidungsstile haben vieles gemeinsam, dennoch gibt es einige gravierende Unterschiede. Generell sind die Kleidungsstücke der Landhausmode für den täglichen Gebrauch gedacht, während Trachten vor allem zu besonderen Gelegenheiten getragen werden.
Worin unterscheiden sich Landhausmode und Tracht?
Bei der Tracht handelt es sich um ein Gewand, das sich durch eine festgelegte Kombination von spezifischen Kleidungsstücken definiert. Daran kann der Betrachter genau erkennen, aus welcher Gegend die Träger kommen. So tragen die Bewohner aus dem Schwarzwald eine ganze andere Tracht als die bayerische Bevölkerung, wobei es auch diesbezüglich noch zahlreiche regionale Unterschiede gibt.
Heutzutage gibt es immer noch eine Vielzahl an Trachten, von denen jede ihre besonderen Charakteristiken innehat. In Bayern ist das Dirndl für die Damen weit verbreitet, welches aus einem Kleid mit einem Mieder und einer Schürze besteht. Dazu wird eine Bluse kombiniert, wenn der Ausschnitt der Trägerin zu großzügig erscheint. Bei manchen Dirndlkleidern ist das Mieder hoch geschnitten, sodass sich das Kleid ohne Bluse tragen lässt.
Passende Blusenmodelle haben entweder sehr kurze und angeschnittene Ärmel oder sind mit einem halblangen Arm ausgestattet. In den kalten Herbst- und Wintermonaten sind lange Puffärmel ratsam.
Bei der Länge des Rockes gibt es Mini-, Midi- und Maxi-Varianten zur Auswahl. Ganz klassisch ist die Länge bis zum Knöchel mit einem maßkrughohen Saum. Der Rock wird in Falten gelegt und schwingt mit einem passenden Unterrock noch schöner. Darüber kommt eine Schürze, welche zwei bis drei Zentimeter kürzer als der Rock ist.
Des Weiteren tragen die Herren eine Lederhose, die es ebenfalls in verschiedenen Längen und mit Hosenträgern gibt. Dazu passt ein weißes oder gemustertes Hemd, eine Trachtenjacke und ein Trachtenhut.
Im Vergleich dazu handelt es sich bei der Landhausmode um einen Kleidungsstil, welcher nur die Elemente einer Tracht aufgreift, aber keine traditionelle Tracht im herkömmlichen Sinne ist. Aus diesem Grund haben die Träger bei den Kombinationsmöglichkeiten eine deutlich größere Freiheit. So ist die Landhausmode von einer eigenen Formsprache geprägt, wobei die Ähnlichkeit zur Tracht stärker oder schwächer sein kann. Deswegen lassen sich Trachtenröcke mit modernen Oberteilen kombinieren und das Mieder zu einer Jeans tragen.
Landhausmode stammt aus keiner konkreten Region, sie lässt sich wie eine Tracht zum Feiern auf dem Oktoberfest in München anziehen sowie auf einer Party oder einem Straßenfest in einer beliebigen deutschen Stadt.
Zu welchen Anlässen Tracht und wann Landhausmode anziehen?
Als ungeschriebene Grenze für das Tragen der Tracht wird der Main angesehen. Südlich davon können Damen und Herren ein Dirndl oder eine Lederhose sowohl in der Freizeit als auch zu offiziellen Anlässen und geschäftlichen Terminen tragen.
Das können die Einschulung und der Schulabschluss der Kinder sein, ebenso wie das Jubiläum der Nachbarn oder eine wichtige Firmenfeier.
In Bayern und Baden-Württemberg wird die Tracht zum Geburtstag oder zu einer festlichen Hochzeit getragen sowie zu allen traditionellen Anlässen, zu denen unter anderem Jägerball, Kirchweih, Volksfeste und Weihnachtsmesse gehören.
Allerdings sind die jeweiligen Kleidervorschriften abhängig von dem Land und der Veranstaltung.
Traditionelle Stoffe für Trachten sind Baumwolle und Leinen sowie Seide für die Schürze und edler Samt für das Mieder. Bei den Blusen und Hemden dürfen auch Muster eingesetzt werden. Sie sollten aber dezent und nicht zu dominant sein, damit das Muster nicht vom Rest der Tracht ablenkt.
Dagegen hat sich die Landhausmode nördlich des Mains als ein fesches Statement etabliert. Sie wird in den Alltag integriert, beim Besuch des Biergartens angezogen oder zu einer Feier mit dem Motto ‚Oktoberfest‘ getragen.
Aber auch in den südlichen Gefilden ist das Tragen von Landhausmode sehr beliebt geworden. Sie wird als Alternative zur Tracht zu alltäglichen Gelegenheiten angezogen, beispielsweise in einer Bar oder einem Restaurant.
Was passt besser zu mir?
Im Allgemeinen steht die Tracht fast allen Frauen und Männern, unabhängig von der Figur. Mit den diversen Modellen lassen sich kleine Problemzonen geschickt kaschieren sowie die femininen oder maskulinen Vorzüge der Träger besser zur Geltung bringen.
Wenn eine Frau ihre Beine betonen möchte und eine zierliche Figur hat, ist das Mini-Dirndl genau richtig. Bei dieser Variante ist der Rock bis zu 50 Zentimeter lang und endet knapp über dem Knie. Dagegen hat das Midi-Dirndl einen etwa 60 Zentimeter langen Rock, welcher unterhalb der Knie im Wadenbereich endet. Es sieht deutlich eleganter aus und passt zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten und sonstigen Familienfeiern. Die Maxi-Dirndl haben einen 100 Zentimeter langen Rock und reichen bis zum Knöchel, sie sind bei traditionellen Anlässen angebracht. Die Rocklänge lässt sich nicht nur der Gelegenheit, sondern auch dem Wetter anpassen.
Bei warmen Temperaturen bieten sich kurze Versionen an. Dazu verfügen manche Trachtenoberteile über ein verstärktes Mieder, welches mit Stickereien verziert und sich eng schnüren lässt, um das Dekolleté und die Taille zu betonen.
Bei der Landhausmode haben die Träger viel mehr Optionen bei der Zusammensetzung und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Inzwischen ziehen auch modemutige Damen die klassischen Lederhosen in einer femininen Version an, in Kombination mit einer romantischen oder modernen Bluse. Darüber hinaus gibt es figurbetonte Kleider und Röcke, die zwar einem Dirndl ähneln, aber ohne Schürze getragen werden. Wenn es kühl wird, passen dazu Strickjacken im Trachtenstil.
Fazit
Wer in Bayern oder Baden-Württemberg ansässig ist, trägt traditionell die regionale Tracht zu besonders festlichen Anlässen und Volksfesten. Dagegen wird dort die Landhausmode eher im Alltag angezogen, ebenso wie im Rest von Deutschland. Wer zum Oktoberfest in München geht, liegt mit der Tracht immer genau richtig.
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