Dirndl selber nähen

Dirndl nähen

Wer sich ein Dirndl selber nähen möchte, der steht vor einigen Fragen und Entscheidungen: Soll es ein traditionelles Dirndl oder ein Modedirndl werden? Welche Ausschnittform und welche Länge soll das Dirndl haben? Aber auch die eigene Näherfahrung spielt eine Rolle, wenn man sich das erste Mal ein Dirndl selber nähen möchte.

Dirndlarten

Das traditionelle Dirndl

Bei einem traditionellen Dirndl werden nur echte Trachtenstoffe verwendet. Die Stoffe gibt es entweder uni oder mit traditionellen Mustern bedruckt, mit eingewebten Blumen und Ornamenten oder als klassisches Karomuster. Baumwolle, Leinen oder Jacquard sind die Stoffe der Wahl für ein traditionelles Dirndl. Der Rock und die Schürze sind bei einem traditionellen Dirndl oft gestifftelt oder in Falten gelegt. Geschmückt wird das Gewand am Mieder mit schönen Trachtenknöpfen oder auffallenden Miederhaken und Ösen. Ein traditionelles Dirndl ist immer knöchellang oder endet knapp unter der Wade. Der Ausschnitt kann direkt oder mit einer Paspel abgeschlossen werden.

Das Modedirndl

Bei einem Modedirndl sind der Fantasie und dem persönlichen Geschmack kaum Grenzen gesetzt. Die Stoff- und Farbauswahl, als auch die Kombination von verschiedenen Stoffarten, kann frei gewählt werden. Anders als beim traditionellen Dirndl kann bei einem Modedirndl die Rocklänge von wadenlang bis zum Knie reichen. Nur kürzer sollte auch ein Modedirndl nicht sein und den Oberschenkel bedecken. Das Dekolleté wird mit auffälligen Rüschen oder Bordüren zum Blickfang und das Mieder kann mit kunstvollen Miederhaken und Ösen in Szene gesetzt werden. Die Schürze ist bei einem Modedirndl oft verspielt und unterstreicht den modernen Ansatz mit Pailletten, Tüll oder bestickten Organzastoffen.

Merkmale eines Dirndls und Vorbereitung

Das Dirndldekolleté

Das Dirndldekolleté zieht zusammen mit einer hübschen Bluse gewollt die Blicke auf sich. Hier kann man mit seinen Reizen spielen oder sie gekonnt und raffiniert mit einer Bluse aus Baumwolle bedecken. Dagegen lässt ein Oberteil aus Chiffon oft tiefe Einblicke gewähren.

  • Balkonettausschnitt

Der Balkonettausschnitt, auch Münchner Ausschnitt genannt, bedeckt mit einem geraden Schnitt die Brust. Er führt über meist abgerundete Ecken zu den wenige Zentimeter schmalen Trägern, die mit dem breiten Rückenteil verbunden sind. Der Balkonettausschnitt ist einer der beliebtesten Ausschnitte und stark im Trend, weil er mit der richtigen Bluse kombiniert, ein wunderschönes Dekolleté zaubert.

  • Schneewittchenkragen

Der Schneewittchenkragen ist ein hoher Stehkragen, der anliegend am Hals endet. Er verläuft von oben nach unten trapezförmig nach außen und endet in einem geraden Abschluss über der Brust.

  • Herzförmiger Ausschnitt

Der herzförmige Ausschnitt ist ein Balkonettausschnitt bei dem der Abschluss über der Brust in der Mitte ein paar Zentimeter nach unten geht. Dadurch entsteht eine leichte Herzform. Zusammen mit einer hübschen Bluse wirkt bei einem Herzausschnitt eine kleine Oberweite üppiger.

  • Rundhals

Klassisch und gerne als Arbeitskleidung zum Beispiel in der Gastronomie getragen, werden Dirndl mit einem Oberteil mit Rundausschnitt, bei dem der größte Teil der Brust abgedeckt ist und nichts ablenkt. Oft haben Mieder mit Rundhals kleine Ärmel oder Puffärmel und es wird keine Bluse unter dem Dirndl getragen.

  • Hochgeschlossener Ausschnitt und V-Ausschnitt

Hochgeschlossene Ausschnitte und V-Ausschnitte bedecken die Brust bis hoch zum Hals. Sie können mit einem Stehkragen oder Rüschenkragen am Hals abgeschlossen werden. Der V-Ausschnitt ragt mehrere Zentimeter zur Brust und geht in eine Knopfleiste über. Auch ein klassischer Hemdkragen kann den V-Ausschnitt bei einem Dirndl abschließen.

Der Rock und die Schürze

Der Rock und die Schürze werden am Bund in Falten gelegt, gestiftelt oder eingereiht. Der Rock ist bei einem traditionellen Dirndl knöchellang oder höchstens wadenlang. Die Rocklänge bei einem Modedirndl ist individuell und kann von wadenlang bis zum Knie reichen. Nur kürzer sollte er nicht sein, wenn man sich nicht „verkleidet“ fühlen oder verwunderte Blicke auf sich ziehen möchte.

Die Schürze ist ca. 2 bis 3 cm kürzer als der Rock, in manchen Regionen auch 10 bis 12 cm. Sie wird farblich passend zum Dirndlrock gewählt oder trumpft mit einer Kontrastfarbe. Zu einem traditionellen Dirndl passt eine Schürze aus Baumwolle oder Leinengemisch. Bei einem Modedirndl darf die Stoffwahl für die Schürze mutiger und extravaganter sein.

Stoff

Das traditionelle Dirndl und das Modedirndl haben eins gemeinsam: Der Stoff darf nicht dehnbar sein. Bei einem Modedirndl ist man freier in der Wahl von Stoffart und Muster. Bei traditionellen Dirndln gilt es, ein paar Regeln einzuhalten. Worauf Sie genau achten müssen, wenn Sie Dirndlstoffe kaufen wollen, haben wir in einer ausführlichen Anleitung in dem Artikel „Trachtenstoffe kaufen – Darauf müssen Sie achten“ beschrieben.

Nähutensilien für ein Dirndl

  • Gutes Nähgarn, Markennähgarn (Polyester oder Baumwolle)
  • Schneiderschere
  • Fadenschere
  • Schneiderkreide oder Markierstift
  • Stecknadeln
  • Nahttrenner
  • Nähnadeln
  • Fingerhut (optional)
  • Nähmaschine
  • Zusätzliches Reißverschluss-Füßchen für die Nähmaschine

Schnittmuster

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichsten Schnittmustern für ein Dirndl. Bei manchen kann man sich sein Wunschdirndl, wie mit einem Baukasten, zusammenstellen (https://www.dirndlschnitte.de/). Bevor Sie die Teile für das Dirndl zuschneiden und nach jedem Nähvorgang, empfiehlt es sich, den Stoff zu bügeln. Wenn Sie über gute Nähkenntnisse verfügen, dann können Sie sich ein Schnittmuster von Ihrem Lieblingsdirndl kopieren.

Anleitung – Dirndl selber nähen

Dirndl selber nähen – Das Mieder

Das Mieder ist das aufwändigste Teil bei einem Dirndl. Es besteht aus drei Lagen:

  • Oberstoff
  • Futterstoff
  • Gewebeeinlage

Das Vorder- und Rückenteil eines Mieders besteht gewöhnlich aus je drei bis vier Stoffteilen. Diese werden direkt aneinander genäht oder es wird eine Paspel zwischen den einzelnen Stoffteilen verarbeitet. Je nach Schnittmuster wird in der Mitte des Vorderteils oder an der Seite ein Reißverschluss vernäht oder auf der Vorderseite eine Knopfleiste angebracht. Manche Mieder haben ein Rüschenband am Kragen oder am Ausschnitt, andere Mieder haben Ärmel. Doch, keine Sorge: Wenn Sie sich an die genauen Anweisungen aus dem Schnittmuster halten, wird auch Ihr Dirndl Stück für Stück zu einem Meisterwerk.

  1. Wenn Sie die einzelnen Teile für das Mieder aus dem Schnittmuster ausgeschnitten haben, dann stecken Sie diese auf dem Oberstoff fest. Schneiden Sie die festgesteckten Teile mit einer Schneiderschere aus.

[su_box title=“Hinweis“ style=“default“ box_color=“#555″ title_color=“#FFFFFF“ radius=“0″]Achten Sie bei Stoffen, die Streifenmuster oder Bordüren haben, dass die Schnittmuster beim Zuschnitt alle in die gleiche Richtung zeigen. Wenn die Muster nicht gleichmäßig verlaufen, dann wirkt das fertige Teil unruhig und unprofessionell.[/su_box]

  1. Wiederholen Sie diesen Vorgang für das Innenfutter mit den Teilen für das Futter aus dem Schnittmuster und dem Futterstoff.
  2. Schneiden Sie dann die Gewebeeinlage zu und bügeln Sie die Einlage nach Anweisung auf die linke Seite des Oberstoffs auf. Achten Sie dabei auf die richtige Temperatur und fahren Sie nicht mit dem Bügeleisen über den Stoff, sondern drücke sie fest. So vermeiden Sie unschöne Falten und das Verziehen des Stoffs. Wenn Ihr Dirndl Ärmel hat, dann wird die Gewebeeinlage nicht in die Ärmel genäht, sondern lediglich in das Mieder.

[su_box title=“Hinweis“ style=“default“ box_color=“#555″ title_color=“#FFFFFF“ radius=“0″]Lassen Sie den Oberstoff mit der Gewebeeinlage über ein paar Stunden oder über Nacht auskühlen. Er verfestigt sich und kann dann weiterverarbeitet werden.[/su_box]

  1. Nun werden die einzelnen Teile des Futters zusammengenäht und im nächsten Schritt die Teile des Oberstoffs. Wenn die Teile Ihres Mieders mit Paspeln verbunden werden, dann werden erst die Paspeln am Kragen, zwischen den Rückenteilen und den Vorderteilen angenäht und dann die einzelnen Miederteile miteinander verbunden. Sollte Ihr Mieder Rüschen am Kragen haben, näht man sie in diesem Schritt an den Oberstoff.

[su_box title=“Hinweis“ style=“default“ box_color=“#555″ title_color=“#FFFFFF“ radius=“0″]Verwenden Sie beim Zusammennähen der einzelnen Teile eine kleine Fadenschere mit der Sie die überstehende Nahtzugabe vorsichtig bis zur Naht einschneiden und danach auseinander bügeln. Damit vermeiden Sie wulstige Nähte und unschöne Verformungen an den Nähten.[/su_box]

  1. Das Innenfutter und der Oberstoff werden jetzt rechts auf rechts gelegt und miteinander vernäht. Ihr Mieder hat entweder einen seitlichen Reißverschluss oder eine Knopfleiste auf der Vorderseite. Durch diese Öffnung wird das Mieder nun umgestülpt. Bevor Sie weiter nähen, bügeln Sie das Mieder und probieren Sie es an.
  2. Im letzten Schritt werden der Reißverschluss oder die Knopfleiste nach Anweisung des Schnittmusters angebracht und das Mieder vollständig zusammengenäht.

Dirndl selber nähen – Der Rock

Haben Sie sich für eine Rocklänge entschieden, dann haben Sie noch die Wahl, welche Rockform Sie bevorzugen. Wie auch bei der Dirndlschürze, kann der Rock mit folgenden Formen genäht werden:

  • Gestiftelter Rock
  • In Falten gelegter Rock
  • Eingereihter Rock

Bei dem gestiftelten Rock wird im Bund von links ein Stiftelband unterlegt und wie bei der Schürze mit der von Hand eingefädelten Knopflochseide zusammengezogen. Das Ergebnis ist ein schön fallender und schwingender Rock und entschädigt für die aufwändigere Handarbeit.

Der in Falten gelegte Rock ist eine kleine Herausforderung. Zum einen muss auf einen gleichmäßigen Faltenwurf geachtet werden, zum anderen muss die Breite der Falten und damit die Stoffbreite genau berechnet werden, damit der Rock später gut in der Taille sitzt. Der fertige Dirndlrock belohnt dafür mit einem schwingendem Rockteil und schmeichelt der Figur. Der Rockbund wird dafür in einfache oder doppelte Falten (Messerfalten oder Kellerfalten) gelegt. Je tiefer Sie die Falten planen, desto mehr Weite erhält der Rock.

Der eingereihte Rock ist die einfachste Variante. Mit der Nähmaschine werden dafür am Bund mindestens zwei parallel laufende Nahtlinien aufgenäht. Durch anschließendes Ziehen des Unterfadens reiht sich der Stoff auf, kräuselt sich und wird so lange von Hand zusammengeschoben, bis der gewünschte Taillenumfang erreicht ist. Der nun eingereihte Rock wird direkt an das Mieder angenäht. Der Rock in dieser Variante, kann etwas auftragen und ist geeignet für eine Figur, die Taille und Hüfte betonen will.

Dirndl selber nähen – Die Schürze

Die Schürze eines Dirndls ist das einfachste Teil und wird gerne als Einsteigerprojekt genäht. Die Schürze besteht aus einem rechteckigen Stück Stoff, wird oben auf verschiedene Arten gerafft oder gefaltet und mit einem Band aus dem Stoff der Schürze oder alternativ einem Satinband abgeschlossen. Bei traditionellen Dirndln oder einem Modedirndl kann man noch hübsche Verzierungen, wie kunstvolle Schürzenschließen, als Hingucker anbringen. Wie man eine Dirndlschürze näht, haben wir in dem Artikel „Dirndlschürze nähen“ ausführlich beschrieben.

Foto: Depositphotos.com @ bodnarphoto

By Wolfgang Bartl

Ing. Wolfgang Bartl schreibt als freier Redakteur für diverse Online Magazine zu den Themen Sauna, Armbanduhren, Tiere und Mode (insbesondere Trachtenmode).

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